Friday, October 29, 2010

Der 10.10.10

Der besagte Samstag war verhaeltnismaesig unspektakulaer: tagsueber habe ich das wahnsinnig schoene und warme Wetter genossen und war ein wenig rumschlendern. Zu meinem Glueck konnte ich doch tatsaechlich die Adidas Schuhe, auf welche ich seit meiner Ankunft ein Auge geworfen hatte,  zum SALE – Preis erstehen. Gelungener Tag schon mal. Abends war ich dann noch lecker Italienisch essen und die Nacht war angenehm lau, so dass ich nebst Begleitung gemuetlich nach Hause spazieren konnte. 

Nur ein paar Blocks von meiner WG entfernt sah ich schon aus der Ferne einen Hund auf dem Parkplatz eines Supermarktes rumtoben. Da er zu mehreren Leuten hinrannte, dachte ich, er gehoert jemandem, der gerade seine Einkaeufe verstaut. Als ich naeher kam sah ich allerdings, dass der Parkplatz leer war und am Hund eine abgerissene Leine – bei naeherem Hinsehen war es ein Stueck Strippe – hing. Nicht unueblich fuer Amerika handelte es sich offensichtlich um einen Streuner. Da die Strasse sehr stark befahren war und der Suesse etwas zu froehlich und zu wild immer mal wieder in Richtung Strasse sprang, griff ich mir die Leine und machte es mir damit zur Aufgabe, den Besitzer zu finden oder ihn zumindest sicher in’s Tierheim zu bekommen. Und das Samtags Nacht gegen 0 Uhr. Tolle Wurst. Was macht man also? Zunaechst einmal blieben wir beim Supermarkt stehen und fragte jeden, der vorbeikam, ob es sich um deren Hund handelte. Natuerlich nicht. Da ich auch niemanden rufen hoeren konnte, liefen wir zurueck in Richtung Campus, da es dort nicht nur vor regulaerer Polizei sondern auch Uni-Polizei nur so wimmelt. 

An der naechsten Strassenecke stand auch gleich jemand von besagter “Penn Police”, der uns riet, mit dem Hund zur Vet Clinic ein paar Blocks weiter zu gehen, da man dort den Chip – so der Hund einen hat – scannen und damit den Besitzer ausfinden machen kann. Gesagt, getan. Also liefen wir mit der “Maus” (wenn ich Maus sage, meine ich einen noch jungen aber ausgewachsenen Pitbull) etwa 10 Blocks bis zur Tierklinik. Da der Kleine ordentlich an der Leine zog, machten wir unterwegs immer wieder kleine Pausen, in denen er sich beruhigen und vom Druck auf seinen Hals erholen konnte, so dass sich der “Spaziergang” etwas in die Laenge zog. In der Klinik war man nicht sonderlich hilfreich, sondern scannte nur den Chip, schrieb uns die Nummer auf und gab uns die Telefonnummer zur Registrierungsstelle des Chips. Verwoehnt aus Deutschland hatte ich angenommen, dass es sich bei Tieraerzten um tierfreundliche Menschen handelt, die den Hund dort behalten und sich um alles Weitere kuemmern. Falsch gedacht. Den Hund wollten sie auf keinen Fall ueber Nacht behalten, bis jemand vom Tierheim ihn abholen kommt – denn das macht das Tierheim hier anscheinend auch nicht. Nun gut. Mein Freund Marlon rief, waehrend ich dem Hund Wasser gab, bei der Registrierungsstelle an, wo man ihn mit der Besitzerin verband. Alles wird gut, dachte ich. Wieder falsch gedacht. Die Dame hoerte sich betrunken an (ok es war Samstag Abend, da kann das schon mal vorkommen) aber hauptsaechlich war sie einfach nur fies und abweisend und machte unmissverstaendlich deutlich, dass sie den Sch*-Hund nicht mehr haben will und wir mit ihm machen koennen was wir wollen. 

Als Hundeliebhaber ging mir natuerlich die Hutschnur hoch. Aber Marlon blieb ruhig und ekelhaft freundlich, in der Hoffnung sie umzustimmen. Leider erfolglos. Also blieb nur die Moeglichkeit, ihn ins Tierheim zu bringen. Zu dieser Person haette ich ihn auch nicht mehr zurueckgebracht, denn sie hat ihn nicht verdient. 
Ihn ins Tierheim zu fahren hiess 10 Blocks zu meinem Auto zu laufen mit dem armen Kerl und seinem beschissenen Wuergehalsband. In der Klinik gaben sie mir eine Leine, die ich eigentlich als Schlaufe um seinen Hals legen sollte. Aber da das nur noch mehr Gewuerge war, knotete ich sie ans Halsband und hatte somit wenigstens eine stabile Leine, die nicht wie das Stueck Scnur zu reissen drohte. Den Weg zum Auto nutzte ich fuer ein wenig Training und siehe da, nach nur wenigen Minuten zog der Kleine nicht mehr und zerrte auch nicht in Spielmanier an der Leine rum. Cleverer Hund also, der noch dazu schoen anzuschauen war. Wie man so einen aussetzen kann – oder ueberhaupt irgendein Tier – ist vollkommen unverstaendlich fuer mich. 

Vorm Autofahren hatte der Gute zum Glueck keine Angst, denn er sprang sofort rein und erkundete ersteinmal die Lage. Als alles abgecheckt war, machte er es sich zwischen mir und Marlon auf dem Vordersitz gemuetlich (in unserem alten Amischlitten koennen 3 Leute vorn sitzen, da der Schalthebel am Lenkrad sitzt) und schlief tief und fest an uns gekuschelt ein. Waehrend der Fahrt wachte er ab und zu auf, schleckte uns ab und schlief weiter. Meinetwegen haette die Fahrt ewig dauern koennen, weil es einfach gemuetlich war und mir ganz warm ums Herz wurde, einen Hund bei mir zu haben jetzt wo ich meine Stormy so sehr vermisse. Leider kamen wir irgendwann beim Tierheim an und mussten uns von ihm trennen. Da es hier in den USA ueblich ist, dass Tiere, die ein paar Wochen lang im Tierheim sitzen, eingeschlaefert werden, fragte ich direkt nach, ob dem so ist. Mir wurde versichert, dass er nicht eingeschlaefert wird, wenn er nicht aggressiv ist. Da er das augenscheinlich nicht war, machte ich mir keine Sorgen und lies ihn dort. Andernfalls haette ich ihn behalten und mir dann Gedanken darueber gemacht, wie es nun weitergeht. Aber so war er warm und trocken untergebracht. Am naechsten Arbeitstag erzaehlte ich dann von meinen Erlebnissen am Wochenende und ausnahmslos alle meine Kollegen meinten, dass die Hunde eingeschlaefert warden, egal ob sie jung, alt, aggressiv, lieb, schoen, haesslich oder sonstwas sind. Ich dachte ich spinne! Dieser Typ hat es gewagt, mich anzuluegen. Noch dazu in einer so wichtigen Angelegenheit. Die naechsten 2 Wochen verbrachte ich damit, zu versuchen das Tierheim zu erreichen oder “meinen Hund” auf deren Webseite zu finden. Nix. Nada. Niente. Rien. Letzten Freitag habe ich ihn dann endlich online unter den zur Vermittlung stehenden Hunde gefunden. Welch Erleichterung!

Das ist er. Hoffentlich sehe ich ihn als Ehrenamtliche wieder. 




Die ganze Geschichte habe ich als Anlass genommen, mich beim Tierheim als Ehrenamtliche zu melden. Naechsten Dienstag geht’s los und ich bin schon gespannt, ob es eine gute Idee war oder ob ich kopfschuettelnd aus der Orientierungsveranstaltung rausgehen werde, weil die Amis was Hunde angeht sehr seltsam drauf sind. Wir warden sehen.

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